Czernin

Hans Schafranek

Söldner für den Anschluss

Die Österreichische Legion 1933-1938

Wer waren Hitlers „Söldner für den Anschluss“? Die in Deutschland stationierte Österreichische Legion führte bisher in der zeitgeschichtlichen Forschung nur eine Schattenexistenz und war auch zahlenmäßig lediglich eine vage umrissene Größe. Sensationelle Archivfunde erlauben es erstmals, Geschichte, Organisationsstruktur, aber auch kollektiv-biografische Hintergründe und detaillierte Zahlenangaben dieser Gruppe zu rekonstruieren, die ursprünglich als paramilitärische Formation für die frühzeitige Annexion Österreichs konzipiert war.

Hans Schafraneks packende Studie basiert fast ausschließlich auf unveröffentlichten Quellen aus zahlreichen deutschen und österreichischen Archiven und betritt zeitgeschichtliches Neuland. Dank der überaus reichen Quellenbasis erschließt sich den Lesern ein facettenreiches Bild der Legion, das auch mentalitätsgeschichtliche Aspekte mit einschließt. Plastisch tritt das breite Spektrum zutage, aus dem sich jene Söldnertruppe rekrutierte: Es reichte von primär wirtschaftlich motivierten Flüchtlingen über Kleinkriminelle bis hin zu politisch schwer belasteten Sprengstoffattentätern und Mördern. Durch annähernd 150 Kurzbiografien zum Führungskorps der Legion ist das Buch zugleich ein wichtiges Nachschlagewerk zur Geschichte der österreichischen SA.

 

Leseprobe:

Der Machtantritt Hitlers, seine Bestellung zum Reichskanzler (30. Jänner 1933) und die bereits unter den Bedingungen diktatorischer Willkür erzielten Ergebnisse der Reichtstagswahlen am 5. März 1933 übten eine magnetische Anziehungskraft auf die österreichischen Nationalsozialisten aus, deren legale Betätigungsmöglichkeiten durch die gleichzeitige Ausschaltung des Parlaments (4. März 1933) und den politischen Kurs des Bundeskanzlers in Richtung auf eine (halb-) faschistische Diktatur nach dem Vorbild Italiens erheblich eingeschränkt wurden.