Czernin

Meinhard Rauchensteiner

Diverse Tode

Kleinigkeiten

Professoren, Magistratsbeamte, Hofräte und verarmte Schriftsteller: Meinhard Rauchensteiner befördert in seinem zweiten Erzählband »Diverse Tode« das Wiener Bürgertum vom Dies- ins Jenseits. Äußerst wortgewandt nimmt er Altwiener Persönlichkeiten aufs Korn und wirft darüber hinaus einen genauen Blick auf die morbiden Kleinigkeiten des Lebens.

Ein Philodendron tötet Hofrat Berger, der sonntägliche Streit im Gemeindebau wird zu einem Fantreffen, die Literatur zu einem Skelett und die Apokalypse naht. In kurzen Geschichten von verhängnisvollen Toden in Wien zeichnet Meinhard Rauchensteiner eine Welt, wie sie ist, und die sich ins Absurde und Tragische entfaltet – wobei das Tragische augenzwinkernd betrachtet wird. Zwischen komischen und morbiden Sprachbildern entsteht ein unglaublich witziges Panorama von unterschiedlichsten Charakteren.

 

Leseprobe:

Sterben wörtlich

Das »Sterbenswort« gibt es, wenn überhaupt noch, nur in der Verneinung. Als Unterlassung, als Ungesagtes. Als gälte es, dem Tod oder der Sprache eins auszuwischen. Aber, nachdem das Sterbenswort als Wort selbst ausstirbt, wird es nur noch eine Wort-Urne brauchen und einen friedlichen Platz, sie hinzustellen in einem Wörterbuch.