Czernin

Lisa Spalt

Dings

„Dings“ ist eine Liebeserklärung an den Gegenstand in der Literatur. Was macht er dort? Nun, natürlich: Er bedeutet, er symbolisiert. So ist dieses Stück Erzählen auch eine Liebeserklärung an das Bild und unsere Fähigkeit, den Dingen des Lebens einen Sinn zu geben, indem wir Geschichten erfinden.

„Dings“ erzählt von zerbrochenen Beziehungen, von Gegenständen, die nie lange genug benutzt werden, um eine Beziehung zu ihnen zu entwickeln, und ist dabei gleichzeitig ein Stück Fiktion. Wie in Zeitlupe zerfällt die in „Dings“ erfundene Welt in nichtssagende Gegenstände, in nicht entschlüsselbare Du-Partikel.
Eine literarische Collage aus Müll, die Dinge zueinander bringt, die eigentlich nie zusammengehört haben, gefunden in den Straßen von Wien, Paris und Los Angeles. „Dings“ recycelt mit poetischen Mitteln, was scheinbar keine Bedeutung (mehr) tragen kann.

 

Leseprobe:

Auf dem Asphalt dieser Halt: Händchen wie Rändchen aus Kunststoff, hallo, dunkelblau. Der Boden an der Unterseite zur Straße hin. Das Sandförmchen, gerutscht wohl aus einer Dimension, in der solche Handvoll das Modell des Dings schlechthin. Dickwandige Grenzen. Drüben, draußen. Wozu es dort diente? Und was kann es uns bedeuten? Später wird man natürlich behaupten, man habe bereits in diesem Moment in dem Gegenstand, jenem sich auf nichts reimenden, das bedrohliche Omen der Veränderung erkannt. Der habe auf etwas – aus der momentanen Perspektive – Unfassbares hingewiesen. Ja, das rührte dich so tröpfchen-kühl an, mit diesen Spuren wie von Spucke klebrigen Sandes. Dass die Kratzer auf der Unterseite des Bodens und auf der Kante des Umrisses, die aussehen, als hätte jemand oder etwas darauf herumgekaut, wie auf jemand, der in einer Emotion gefangen, hinzeigten, auf Fingernägel, den verzweifelten Wunsch, den Rat, mit allen Mitteln unter die Oberfläche einer abweisenden Sache zu gelangen. Aber man konnte diese Tatsache leider nicht deuten.