Czernin

Alfred J. Noll

Abnehmende Anwesenheit

Ein Pamphlet zur Kunstrückgabe in Österreich

Seit 1998 wurden über 10 000 Kunstobjekte von der Republik Österreich an die Opfer der NS-Herrschaft und deren Erben zurückgegeben. Dies geschah freiwillig und ohne Rechtsanspruch der Betroffenen – bis heute haben die Opfer kein Recht auf Rückgabe der ihnen vor 1945 gestohlenen oder nach 1945 abgepressten Kunstgegenstände.

Über den Fall des Egon-Schiele-Gemäldes Mutter mit zwei Kindern III wird seit Jahren gestritten. Soll es an die Erben von Jenny Steiner, der es von den Nazis gestohlen wurde, restituiert werden? Der Kunstrückgabe-Beirat hat jüngst keine Rückgabe empfohlen. Das Buch versucht dazulegen, warum die besseren Gründe für eine Rückgabe des Bildes sprechen.

 

Leseprobe:

Und was geschah nach dem April 1945? – Die meisten der Beraubten waren tot, verschollen, vertrieben. Über den heute bekannten Gemeinplatz hinaus, dass nach 1945 „zu wenig“ gemacht wurde, ist es eine eminent schwierige Frage, wie eine Gesellschaft nach der Befreiung von einem verbrecherischen Regime mit dem begangenen Unrecht umgehen soll. Einfache Antworten verbieten sich.