Czernin

Christian Dewald
Michael Loebenstein
Werner Michael Schwarz

Wien im Film

Stadtbilder aus 100 Jahren

Katalog zur Ausstellung im Wien Museum, 27. Mai – 19. September 2010: Auf der Weltkarte des Kinos hatte Wien neben Paris, Berlin und New York lange einen festen Platz. Kaiserliches Wien, Walzerseligkeit und kleinbürgerliche Idylle: Damit konnte man große Filmgeschichten erzählen. Nach 1945, im Kalten Krieg, wurde die geteilte Trümmerstadt zum Schauplatz düsterer Spionagethriller. Seit 1970 sind es vornehmlich österreichische Produktionen, in denen Wien neu ins Blickfeld kommt, diesmal aber gebrochen und mit Sensibilität für soziale Schattierungen.

„Wien im Film“ erzählt in nationalen und internationalen Spielfilmproduktionen von der Stummfilmzeit bis heute beinahe 100 Jahre Stadtgeschichte. Berühmte Filme, deren Images in die Stadterinnerung einflossen, sind ebenso vertreten wie fast unbekannte, von Erich von Stroheims „The Wedding March“ (1928) über Willi Forsts „Wiener Blut“ (1942) und Carol Reeds „The Third Man“ (1949) bis zu Richard Linklaters „Before Sunrise“ (1995) und Barbara Alberts „Nordrand“ (1999). Der Katalog zur Ausstellung bietet neben ausgewählten Stills in der Ausstellung gezeigter Filme und einer kompletten Filmografie eine Reihe von Texten renommierter Medienwissenschaftler, Historiker und Journalisten zum Phänomen Wien im Film.

 

Leseprobe:

Was und wo ist Wien? Diese Frage beantwortet das Kino der jüngeren Vergangenheit auf unterschiedliche Weise: eine dynamische Metropole, die ihre Faszination in den Zonen des Übergangs und in der Vernetzung von diversen Lebensgeschichten, Kulturen und Lebensstilen zeigt. Eine Stadt des grenzenlosen Ausrinnens, mit der Peripherie als topografischem Leitimage. Eine Konsumstadt mit neuen Zentren, auch jenseits der Donau. Wien aber auch als normale Stadt, die auf ihre tatsächliche Bedeutung geschrumpft ist und in der sich Geschichten zutragen wie in jeder anderen Stadt. Oder doch eine Stadt, die in ihren Traditionen verhaftet bleibt, mit denen ihre Bewohnerinnen und Bewohner umzugehen haben.