Czernin

Thomas Rothschild

Von Einem, der auszog das Fürchten zu lehren

Streitschrift wider einen exemplarischen Karrierepolitiker

Michael Sika kann beruhigt werden. Dass Caspar Einem ein Linker sei, wie er in seinem Protokoll nachzuweisen versucht, ist lediglich eine hartnäckige Legende. So sagt jedenfalls Thomas Rothschild, der mit dem ehemaligen Wissenschaftsminister ein Hühnchen zu rupfen hat und sich deshlb einer literarischen Gattung besinnt, die heute kaum noch verwendet wird: der Polemik.

„Er wird inne, dass die Gemeinheit möglich ist und dass sie ihn erreichen kann, ja schon des Öfteren ihm nahe gekommen ist, aber diesmal wirft sie sich mit Gewalt über ihn und erstickt ihn. Und es ist ihm plötzlich gewiss, dass diese Gemeinheit eine lange Geschichte haben, sich auswachsen und sein Leben durchziehen wird.“ Ingeborg Bachmann. Anhand von Einems Publikationen und Äußerungen und auf Grund eigener Erfahrungen, argumentiert Rothschild, der durch Wiener Seilschaften eine Professur an der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst verlor, für die er der Erstgereihte gewesen war: „Caspar Einem repräsentiert exemplarisch eine sehr österreichische Kontinuität. Man könnte sich über die komischen Aspekte dieser Charaktermaske amüsieren, wären es nicht Politiker wie Einem gewesen, die ihre früheren Wähler vergrault und damit Haiders FPÖ zur Macht verholfen haben. So betrachtet vergällt einem Einem das Lachen und lehr stattdessen das Fürchten.“