Czernin

Lisa Fischer

Irgendwo

Wien, Theresienstadt und die Welt. Die Sammlung Heinrich Rieger

Die Sammlung Heinrich Rieger war bis zu ihrer Zerstörung 1938 eine der imposantesten Kollektionen zeitgenössischer Kunst in Wien. Ein Teil der Bilder konnte nach 1945 restituiert werden. Viele Werke, unter anderem mehrere Dutzend Schiele-Zeichnungen, gelten nach wie vor als verschollen.

Der Zahnarzt Dr. Heinrich Rieger verstand seine private Sammlung immer als Bestandteil der Öffentlichkeit, die er in Form von zahlreichen Ausstellungen und Abdrucken in Printmedien dem Publikum zugänglich machte. Diese geschlossene Kollektion wurde durch die Nationalsozialisten zerstreut, Heinrich Rieger und seine Frau Bertha wurden in Konzentrationslagern ermordet. Der über mysteriöse Kanäle verschwundene Teil der Werke befindet sich in der Welt – irgendwo zwischen Österreich und Amerika in der Obhut von um die tragische Geschichte wissender Sammler oder Kunsthandlungen. Die Zerstörung der Sammlung Heinrich Rieger ist die Folge eines historischen Unrechts, das so lange aufrecht bleibt, solange die neuen Besitzenden ihre gegenwärtige Mittäterschaft nicht erkennen und im Sinne der Ethik eines verantwortungsvollen Erinnerns handeln.

 

Leseprobe:

Das Unglaubliche geschah im Jahr 1998. In New York wurden zwei Schiele-Bilder aus der Sammlung Rudolf Leopold beschlagnahmt, die dem Museum of Modern Art für eine Schiele-Retrospektive zur Verfügung gestellt worden waren. Ihre Herkunft erachtete man als jüdisches Eigentum und ihren Besitz als unrechtmäßig. Das Bild Tote Stadt III stammte aus der enteigneten Sammlung Dr. Fritz Grünbaums. Er war durch die Nationalsozialisten ums Leben gekommen. Die so genannte Wally aus Krumau war nach 1945 irrtümlich dem ehemaligen Eigentum Dr. Heinrich Riegers zugeschrieben und an dessen Erben restituiert worden. Dr. Rieger war Zahnarzt und Kunstliebhaber. Er hatte in der Zwischenkriegszeit eine der imposantesten Sammlungen zeitgenössischer Kunst besessen, deren Schwerpunkt Werke von Egon Schiele darstellte. Riegers umfangreiche Kollektion der Moderne wurde durch den Nationalsozialismus zerstört, ihn und seine Frau Bertha hat man in Konzentrationslagern ermordet.