Czernin

Gabriele Matzner-Holzer

Egon Matzner - Querdenker für eine andere Welt

Ein politisches Vermächtnis

Die Weltwirtschaft befindet sich nach wie vor in einer tiefen Krise. Ausgehend von den Finanzmärkten geraten immer mehr Staaten in ernsthafte Probleme. Egon Matzner, der 2003 verstorbene österrei-chische politische Ökonom, hat zu all dem zu Lebzeiten schon einiges zu sagen gehabt. Seine Analysen und Vorschläge scheinen heute von ungeahnter Aktualität.

Egon Matzner identifizierte bereits in den 60er-Jahren reale Probleme des westeuropäischen Wohlfahrtsstaats und unterbreitete Reformvorschläge. In der Zurückdrängung des Öffentlichen zugunsten des privaten Profits sah Matzner zunehmend eine Gefahr für den Staat an sich, für Demokratie, für europäische Integration und für den Frieden. Es sei, schrieb Egon Matzner, nicht schwer zu erkennen, dass „nach der hemmungslosen Privatisierungsideologie eine Ära folgen wird, in der die massenhaft entstandenen und entstehenden Schäden Gegenstand der Politik werden“. Darauf müssten sich linke und liberale Demokraten vorbereiten. Dazu könnte diese politische Biografie beitragen.

 

Leseprobe:

Was Egon Matzner zur Sozialdemokratie führte, waren seine Empörung über Armut und die Ungerechtigkeit der Ungleichheit, seine Vorstellungen von der Befriedigung nicht nur materieller, sondern auch immaterieller Grundbedürfnisse sowie der Wunsch nach einer selbst bestimmten Entfaltung aller Menschen und nicht nur der vom Schicksal begünstigten und tüchtigen. Ziel aller Politik sollte ein sozialistisch geprägter Humanismus sein, bei dem Mitbestimmung, Kooperation und Demokratie auf allen Ebenen und in allen Bereichen eine zentrale Rolle spielen.