Czernin

Josef Peter Ortner

Bist du jetzt ein Donaufisch?

„Gegen den Tod sind viele Kräuter gewachsen, aber keines gegen die Liebe.“ Dieses Motto stellt Josef Peter Ortner seiner Erzählung voran, die auf wahren Geschehnissen beruht: Seine Frau und zwei kleinen Söhne werden auf einem Sonntagsausflug von einer Eislawine in den Tod gerissen. Wie ist ein Weiterleben überhaupt möglich?

Was, wenn das Unfassbare geschieht? Wie geht einer, dessen Frau und zwei seiner Kinder auf fast mysteriöse Weise verunglücken, damit um? Anders dann, wenn er sie in einer Weise geliebt hat, dass sie ihm anscheinend nicht einmal der Tod entreißen kann. Ein exemplarisches Familienleben, knapp geschildert wie dessen einzelne Persönlichkeiten, mag einiges erklären. Mann und Frau haben sich alle Früchte, in gewisser Weise auch die Kinder im Leben und im Tod geteilt. Was ist Besitz der Liebe, die sich nicht in der Besitzlosigkeit bewährt? Jetzt ist es die absolute Zuwendung seiner Tochter, die ihm als Dreijährige nach dem großen Unglück verblieb. Und die ihn, hinter den Särgen einhergehend, fragte: „Wie lange trägst du mich und wohin?“ Mit der Erzählung Ulriks beginnt die Geschichte, die wahr ist.

 

Leseprobe:

Eine Familie ist im Prinzip eine schwierige Mischung von Menschen, deren Nummern eins und zwei ja nicht miteinander verwandt sind, und die daher nicht nur aus Alltagsüberdruss zu Reibereien führt, sondern auch auf Grund der unterschiedlichen Ladung charaktervoller Naturen. Meine Mama und mein Papa waren denkbar unterschiedliche Charaktere und sie haben sich doch in den meisten wichtigen Fragen so ausgezeichnet verstanden. Vor allem hatten sie einen fast völlig übereinstimmenden Geschmack. Das findet man selten bei Ehepaaren, aber bei meinen Eltern traf dies abgesehen vom Musikhören ganz und gar zu.